Freitag, 29. Februar 2008

Der wöchentliche Medien-Spiegel

Seit der Oberstufe, also schon länger als mein halbes Leben, lese ich jeden Montag den SPIEGEL - eine Angewohnheit, die ich wie die Vorliebe für Whiskey-Cola, die Vorliebe für Automobile der Marke Mercedes-Benz sowie eine linke politische Grundeinstellung (Ambivalenz!) von meinem Vater übernommen habe, um den ich mir momentan wieder verstärkt Sorgen mache, aber das ist eine andere Geschichte.

Jedenfalls titelt mein persönliches Leitmedium "Wie viel Mutter braucht das Kind?", und das muss ich selbstverständlich kommentieren!

In dem Artikel geht es natürlich um die Frage, ob man Kinder unter drei Jahren von anderen Personen als der Mutter (!) betreuen lassen darf, und entsprechend der bewussten geschlechtlichen Diskreminierung schon im Titel kommen zunächst die Kritiker zu Wort, z.B. die "Eva Herrmann der Linkspartei", die unsägliche Christa Müller, die eine Kita-Betreuung mit afrikanischer Genitalverstümmelung vergleicht, oder die nicht minder berüchtigte schwedische Bestsellerautorin Anna Wahlgren ("In der Kita regiert das Gesetz des Dschungels wo Schwächere keine Chance haben" bzw. "Kita-Kinder werden zu Aliens, die nicht wissen wo ihr Platz ist"), beide nur noch getoppt von der 82jährigen Kinderpsychotherapeutin Christa Meves, die aufgrund der "Ideologie der Entmutterung" und der "Dressur in Massenpflege" Heerscharen bindungsgestörter Kinder prophezeit, die unter "Schizophrenie, Panikattacken und Borderline-Syndrom" bis hin zu "Depression, Fettleibigkeit, Alkoholismus und Kriminalität" leiden werden.

Was ist nur los mit diesen Frauen? Ich denke, sie argumentieren vielfach aus ihrem persönlichen Hintergrund heraus, und kämpfen auch unbewusst gegen den Verlust der weiblichen Kinder-Kompetenz in der Gesellschaft - womit sie genau wieder den "neuen", engagierten Mann verhindern, den sich eigentlich alle wünschen.

Vor allem stehen sie aber einfach in einer langjährigen Tradition, die viel weiter zurückreicht als die Nazi-Zeit, die furchtbare schwarze Pädagogik der 20er Jahre (die unser aller Denken noch viel mehr belastet als uns lieb ist!) oder das kaiserzeitliche Biedermeier, wo die Rolle der Frau als Zierde am Herd erstmals mehrheitsfähig wurde.

Nein, schon vor 500 Jahren formulierte Martin Luther eine Berufung der Frau nicht mehr als "Jungfrau und Märtyrerin, sondern als Ehefrau und Mutter": "Die Frau gehört in das Haus wie ein Nagel in der Wand!". Der Philosoph Rousseau stellte einige Jahrhunderte später den eitlen Damen der höfischen Gesellschaft die neue, bürgerliche Idealmutter entgegen, die ihr Kind nicht zur Amme gab, sondern selber stillte. Und der eigentlich noch heute hochgeschätzte Pädagoge Pestalozzi schrieb, dass die Frau ausschließlich durch die Kinderbetreuung selig und vollendet werden könne.

Allein - sowohl die großen Denker wie auch die heutigen Kita-Kritik-Mamis sind Kinder ihrer Zeit und ihrer Gesellschaft, und ein allgemeiner Anspruch der vertretenen Ideologie scheint mehr als fraglich, so auch der SPIEGEL-Artikel:

Viele Erziehungswissenschaftler sehen die Mutterfixierung in Deutschland vor allem als "westliche Mittelstandsphilosophie". Oder, wie der Amerikanische Gelehrte Jared Diamond spottet: "Wenn sich nur die Kinder gut entwickeln würden, die in den ersten Jahren an ihrer Mutter kleben, dann wären die Kinder der Hausfrauen in den reichen Industrienationen die ersten und einzigen normalen Menschen auf der Erde!"

Tatsächlich gibt es nicht das eine natürliche Muster, sondern höchst unterschiedliche: "Wenn man eine afrikanische Bäuerin, die acht Kinder geboren und davon zwei oder drei verloren hat, mit der deutschen Frau Doktor vergleicht, die mit 36 ihr erstes Kind bekommt - wie kann man dann annehmen, dass es nur ein Rezept für alle gibt? Was in einem Land adaptiv ist, gilt in einem anderne schon als pathologisch."

Dabei muss man gar nicht so weit weg nach anderen Modellen als dem Deutschen Weg suchen: Schon in Dänemark werden 87% der Ein- bis Zweijährigen außerfamiliär betreut, im Schnitt sieben Stunden täglich. Selbst der Sohn des Kronprinzenpaares geht seit dem Alter von 17 Monaten in eine öffentliche Kita! Deutsche Familien in Kopenhagen sind diesbezüglich oft zunächst skeptisch, merken aber dann dass sie bloß "mit ideologischen Ballast beladen waren" - nach kurzer Eingewöhnung würde die Männer das "Deutsche Modell des Alleinverdieners total stressen" (kann ich verstehen!)

Auch Remo Largo, Autor des Standardwerkes "Babyjahre", welches sich in jedem Kinderhaushalt findet, hält den Müttermythos der letzten 50 Jahre, welcher allein die sichere Bindung zur Mutter als entscheidende Basis für eine gesunde Entwicklung des Kindes sah, für "überholt".

Man sieht also nicht nur hier: die Fronten sind verhärtet. Zwischen meinen Nachbarn in Kreuzberg, die doch eher dem dänischen Modell zugeneigt sind, und denen in der Westdeutschen Provinz mit der Ideologie "Wer sie gleich wieder in Fremdeinrichtungen abschieben will, sollte vielleicht besser gar nicht erst Kinder bekommen!" verläuft ein tiefer Graben. Was tun?

Zum Glück ist meine Frau Wissenschaftlerin, und ich habe von ihr - unter vielem anderem - gelernt, nur an das zu glauben, was "in einer unabhängigen doppelblinden wissenschaftlichen Studie klar bewiesen wurde!" Diesbezüglich sieht es für die traditionellen Mutter-Mythos-Fans eher schlecht aus, denn in vielen großen und professionellen Langzeit-Studien wurde der Zusammenhang zwischen Kinderbetreuung und Kindesentwicklung ausgiebig untersucht. Das Ergebnis sollte eigentlich auch Eva Herrmann, Christa Müller und Co bekannt sein, spätestens jetzt wo es sogar der SPIEGEL veröffentlicht:
  • Die wichtige Mutterrolle wird durch eine Kita-Betreuung nicht unterwandert, sondern ergänzt!
  • Glücklichen und kompetent erzogenen Kindern schadet die Kita nicht!
  • Kindern mit Entwicklungs- oder Erziehungs-Defiziten nutzt eine Kita-Betreuung!
"Es ist an der Zeit", schließt der Artikel, "den Blick auf die Fakten zu richten, statt sich blind von alten Idyllen leiten zu lassen, die nie wahr waren, sondern nur Ideologie hervorbrachten!"

Dienstag, 26. Februar 2008

Jeden Dienstagnachmittag im Bethanien

... trifft sich weiterhin die englischsprachige Krabbelgruppe (siehe auch http://groups.yahoo.com/group/ELKBerlin) !

Diesmal habe ich folgende Vokabeln gelernt:

Fussel - lint, fuzz
quengeln - to grouch, to whine
zahnen - to teethe, to cut a tooth
weinerlich - whiny

Montag, 25. Februar 2008

Was schenkt man einem einjährigen Kind?

Danke, Thomas und Ilka, für die Rassel und das tolle Holzbuch - letzteres ganz besonders, denn die meisten unserer anderen Bilderbücher sind leider schon völlig zersabbert! Und danke auch für die Inspiration zu diesem Beitrag ("Aber wehe ich sehe die Geschenke nicht in deinem Blog, dann kriegt ihr nie wieder was!")



Danke, Ute und Wolfgang, für die schöne Motorik-Schleife mit eingebauter Kugelbahn!



Danke, liebe Kika, für das tolle selbstgemachte Gemälde! Es hängt bereits an der Wand (auch zu sehen im Video "Fridolin der Frosch" weiter unten) ...



Danke, Axel und Katja, für das schöne Steck-Puzzle!



Danke, lieber Benno, für den super Hi-Tech Fahrradsitz!



Danke, Astrid und Wolfgang, für den Sommerschlafsack (leider immer noch in der Post) - und für's Kommen!

Danke, Hilla, für das schöne "Fridolin der Frosch"-Kinderbuch.



Danke, Nele, für das schöne Gutenacht-Fühlbuch.



Danke, Beate, für das super Spieluhr-Eselchen!



Danke, Sabina und Jan, für den witzigen Erziehungs-Berater!



Danke auch allen anderen, deren Geschenke ich hier nicht aufführe...

Danke auch allen anderen für Blumen, Kuchen und Kerzen!

Danke schließlich auch all denen, die einfach gekommen sind, ohne unsere Vorratsschränke weiter zu strapazieren! ;-)

Sonntag, 24. Februar 2008

Happy Birthday, Luise !!!

Unglaublich, ein Jahr ist es heute schon her dass Luise auf die Welt kam!

Das mussten wir natürlich mit ihren kleinen Freunden im Rahmen einer Geburtstagsparty feiern:



Die Dokumentation der neuen Spielzeuge folgt! :-)

Freitag, 22. Februar 2008

Igitte !

Gestern habe ich mich mit meiner Freundin Kirsche getroffen und ihr von meinem Hausmann-Dasein mit all dem Wickeln, Füttern, Waschen und Kochen erzählt.

Dabei fiel mir spontan ein: "Oh Mist, ich wollte doch noch die aktuelle BRIGITTE kaufen!"

Sie, ganz ernst: "Ach, und die BRIGITTE liest du jetzt auch?!?"

Nein, so war das nicht gemeint! Man(n) kann auch Hausmann sein ohne dabei zur Hausfrau zu mutieren - Anpassung ja, Assimilierung nein! Ich fand z.B. auch an dem Manager-Kollegen im zitierten SPIEGEL-Artikel nicht gut, dass er jedesmal einen Kuchen backt wenn andere Mütter zu Besuch kommen. Genau in diesem Konflikt, unterschiedliche Rollen in Perfektion leben zu wollen, liegen nämlich viele Probleme der engagierten Väter, aber dazu mehr im folgenden Artikel aus der aktuellen BRIGITTE (auf den mich eine Leserin meines Blogs aufmerksam gemacht hatte):

Wilkommen im Club
Für berufstätige Mütter ist es schon lange grauer Alltag: erschöpft zu sein, chronisch überfordert und an der Grenze zum Burnout. Jetzt geht es auch den Vätern so.

Auch dieser Artikel schreibt von der stetig wachsenden Zahl engagierter Väter und der damit verbundenen gesellschaftlichen Entwicklung "weg von der traditionellen Familie, hin zu einer neuen Rollenverteilung", die allerdings schon daran zu scheitern droht, dass viele der betroffenen Väter "überfordert, erschöpft und ausgebrannt" sind.

Häme sei eine naheliegende Raktion auf diese Aussage: "Ui, die armen Männer, kaum wagen sie sich in das Problemfeld 'Vereinbarkeit von Kind & Beruf', wo Frauen sich seit Jahrzehnten abrackern, und schon klappen sie zusammen."

Den Hauptgrund für die Anfälligkeit der Männer sieht ein Pädagoge darin, dass sich die Männer "nicht unerheblich in der Familie engagieren, aber dafür nicht die beruflichen Belastungen reduzieren, sondern die Energie in den Bereichen Freizeit, Regeneration, Beziehung und Schlaf abknapsen"! (Ich sag' nur Teilzeitarbeit!)

Außerdem brächten die Männer stärker Stress aus dem Beruf mit nach Hause, sähen sich eher als Einzelkämpfer mit dem Zwang, die Probleme selbständig zu lösen, und seien auch einfach weniger gut auf die Herausforderungen der modernen Familie vorbereitet ("wird schon alles nicht so wild werden").

Auch dieser Artikel geht wieder davon aus, dass die Frauen nicht ganz unbeteiligt an der schwierigen Lage der engagierten Väter sind. So hört mancher Mann, der seine Stundenzahl reduzieren möchte: "Ja, ich will einen emanzipierten Mann der gleichberechtigt Kinder und Haushalt betreut - aber einen der gutes Geld verdient!" Vielleicht boycottieren die Frauen sogar unbewusst die eigentlich gewünschte Veränderung ihrer Männer - z.B. indem sie erstmal dem Kind "Hausschuhe und Strickjacke anziehen und demonstrativ ein bisschen angebrannte Milch vom Ceranfeld kratzen" wenn sie von der Schicht kommen?

Dieser spezielle Konflikt ist für mich kein persönlich großes Thema mehr - schließlich weiß ich schon seit der Lektüre des empfehlenswerten und ebenfalls im Artikel zitierten "Papa Handbuchs", dass Männer sich bzgl. Kindern und Haushalt oft ganz anders verhalten als die Frauen - aber nicht schlechter! Oder, wie der von mir sehr geschätzte Autor Jesper Juul in einem seiner Sachbücher schreibt: Gleichwertigkeit, nicht Gleichartigkeit. Das sollten sich Mutter wie Vater immer mal wieder bewußt machen!

Der Artikel resümiert dass sich "Berufstätige Eltern mit den Problemen herumschlagen, die die Gesellschaft nicht gelöst hat, und sie bekommen die unerledigten Hausaufgaben der Politik aufgebrummt: miserable Betreuungsangebote, zu wenig Geld und zu wenig Zeit für Familien" (OK, da wird wohl jeder zustimmen)

Schließlich gibt es wieder einen Verweis auf Volker Baisch und seinen Väter e.V., sowie auf das fünftägige Seminar "Work-Life-Balance für Männer".

Donnerstag, 21. Februar 2008

Die Pikler-Gruppe

... war heute etwas dramatischer als sonst:

Zunächst einmal hat Luise erst gegen 13.15 Uhr mit dem Mittagsschlaf begonnen; als ich sie dann um 13.50 Uhr weckte hatte ich noch genau 10 Minuten zum wickeln, anziehen, füttern, Tasche packen und nach 61 fahren, das ging natürlich nicht. Also schnell wickeln und anziehen, die Tasche mit den Ersatz-Sachen einfach weglassen und ausnahmsweise mit dem Auto ins Maravilla fahren, da kann sie auch auf dem Weg noch eine Banane mümmeln.

Es ging erstaunlich gut, und nur mit wenig Verspätung betraten wir die Krabbelgruppe.

Leider stellte ich nach einiger Zeit fest, dass ihre Hose völlig durchnässt war. Was war passiert? In all dem Stress hatte ich - mal wieder - die Überhose für die Stoffwindel vergessen, weshalb jeder Pipitropfen ungehindert in die Textilien fließen konnte. Und ich hatte weder Kleidung zum wechseln noch frische Windeln dabei!

Zum Glück kann man ja im Maravilla alles mögliche kaufen, und so wurde Luise mit einem neuen Öko-Body, einer geliehenen Papierwindel und einer geliehenen Hose ausgestattet. Danke euch, liebe Eltern-Kollegen!

Zukünftige Elternzeit-Väter für TV-Bericht gesucht

Gestern erreichte mich folgende Anfrage:

Hallo Fenderbender!

Es geht um folgendes:

Aktuell bereite ich einen Magazinbeitrag zum Thema „Elternzeit“ für das Mittagsmagazin Punkt12 (RTL Television) vor und ich suche interessierte Männer, die sich bald im Vaterschaftsurlaub befinden.

Ich möchte Ihre Beweggründe kennenlernen und Sie bei Ihren letzten Tagen am Arbeitsplatz sowie den ersten Tagen zuhause Begleiten.

  • Wenn Ja, wo stoßen Sie an Grenzen?
  • Was sind die Glücksmomente, die den Stress wieder vergessen lassen?
  • Wie reagieren Kollegen, Freunde, Bekannte?

Diese und andere Fragen interessieren mich.

Ich bin hier ja leider der falsche weil schon länger in Elternzeit; deshalb hat mich die Produktionsfirma gefragt, ob ich noch andere Kandidaten kenne. Also, hat jemand Interesse? Freiwillige vor! Bitte wendet euch an fuhs@together-productions.de

Mittwoch, 20. Februar 2008

Die Englischsprachige Krabbelgruppe

...war gestern wieder sehr spaßig, immer wieder einer der Höhepunkte meiner Woche! Ich spreche halt gerne Englisch, und bei Kindern die dieser Sprache gar nicht mächtig sind macht es gleich doppelt so viel Spaß - wobei die Kleinen erstaunlich viel verstehen, denn Mimik, Körpersprache und Tonfall sind offensichtlich fast genauso wichtig wie die Worte.

Richtig, ich spreche von Kindern (Mehrzahl); diesmal hatte ich nämlich nicht nur Luise, sondern auch ihre 2 1/2 jährige Cousine Clara dabei! Rein spieltechnisch bewegten sie sich in recht verschiedenen Welten: Luise war eher im Bereich Bauklötzchen ausräumen und Plastik-Dinosaurier ansabbern tätig, Clara dagegen eher mit den größeren Kindern auf dem Dreirad oder am Maltisch unterwegs.

Zwei unterschiedlich alte Kinder zu beaufsichtigen ist auf jeden Fall deutlich erhöhter Schwierigkeitsgrad, ich war fast froh dass ich nach etwas über einer Stunde wieder abgelöst wurde. Aber wer weiß, vielleicht wird das auch eines Tages bei uns zum familiären Dauerzustand, da konnte ich zumindest schon mal üben.

Habe allerdings diesmal nur eine neue Vokabel gelernt:

antenatal class - der Geburtsvorbereitungskurs (jetzt kapiere ich es auch, hatte zunächst "anti natal" verstanden)

Dienstag, 19. Februar 2008

Es spricht einiges für Teilzeit-Arbeit

... wie z.B. mein Blog, oder aber die schon 10 Jahre alte Kampagne, die der Väterblog jüngst ausgegraben hat:

Sonntag, 17. Februar 2008

Der SPIEGEL über Väter in Elternzeit

So langsam greifen auch die Medien das Thema "Berufstätige Väter in Elternzeit" auf: So berichtet z.B. der SPIEGEL in seiner morgigen Ausgabe über "Die Familienmanager".

Der Artikel bestätigt den relativen Erfolg der von Ministerin von der Leyen eingeführten "Vätermonate": Immerhin hat sich der Anteil der Männer in Elternzeit seitdem verdreifacht, auch wenn immer noch nur 10-15% aller Anträge von Vätern gestellt werden.

Auch die von mir oft aufgeworfene Frage, warum sich dieser Anteil nicht dem Wert von 50% aller Antragsteller annähert, versucht der Text zu beantworten:

"Als Mann hat man das Gefühl, man gönne sich [bei längerer Elternzeit] einen besonderen Luxus", wird z.B. ein Betroffener zitiert, und mit "Denk' mal nach ob das wirklich der richtige Weg für einen aufstrebenden Mitarbeiter ist - für so eine Entscheidung kann auch negative Lesarten gaben" ein Chef.

Ein anderer männlicher Mitarbeiter fände es "undenkbar", einfach ein Jahr auszusteigen, und auch gar nicht anstrebenswert: Schließlich sei das Kind ja vor allem "auf die Mutter fixiert".

Der Artikel sieht den Grund für den immer noch existierenden Mangel an Vätern in Elternzeit dann ganz ähnlich wie ich: Ein veraltetes, den gesellschaftlichen Entwicklungen weit hinterherhinkendes Rollenbild bei den Vätern (woran allerdings auch die Frauen nicht ganz unbeteilig sind) und eine immer noch familienfeindliche Betriebskultur in den Unternehmen.

Besonders schlimm finde ich die vorherrschende und ebenfalls im Artikel beschriebene "Männerbündische Anwesenheitskultur", bei deren Missachtung "Karriereeinbußen drohen", wie auch o.g. Chef-Zitat belegt.

Dabei ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf eines der wichtigsten Kriterien für einen Arbeitnehmer überhaupt, und meiner Meinung nach werden mittelfristig nur die Unternehmen Personal gewinnen und halten können, die dieses Bedürfnis befriedigen können!

"Wir sind halt die erste Generation Männer, die es ausprobieren muss, sonst werden wir nie herausfinden ob es uns die Karriere kostet oder nicht", schließt der SPIEGEL-Artikel, und spricht schon von einer "stillen Revolution". Und damit die Revolution nicht ganz so still bleibt... schreibe ich weiter an diesem Blog!



Samstag, 16. Februar 2008

Kochen mit Migrationshintergrund

Meine Elternzeit hat bislang schon mindestens fünf Dinge gebracht:
  1. Eine besonders starke persönliche Beziehung zwischen mir und meinem Töchterchen
  2. Die Erkenntnis, dass es bei der Aufzucht von Kindern keine Mütter- oder Väter-Tätigkeiten und gibt, sondern nur Eltern-Tätigkeiten
  3. Die Erkenntnis, dass es im Leben noch mehr gibt als vor einem Computer zu sitzen und Software zu entwerfen
  4. Einen Hochschulabschluss sowie
  5. Ich habe Kochen gelernt!
Besonders gern koche ich Asiatisch - das schmeckt sowohl mir als auch Luises Mama als auch Luise selbst (trotz der scharfen Gewürze!), kommt mit wenig Fleisch aus und ist relativ einfach zu machen.

Heute gibt es ein Pad Thai, das Thailändische Nationalgericht, was nur ein paar Minuten dauert und ideal zur Resteverwertung ist. Ich mache es folgendermaßen:
  • Chillis, Frühlingszwiebel, Knoblauch und Zitronengraß mit Sesamöl im Wok andünsten
  • Alles dazugeben was man noch in der Küche hat (z.B. Gemüse, Hähnchenfilet etc - die Thais mischen besonders gern Garnele und Schweinefleisch) und in der Öl-Gewürz-Mischung leicht anbraten
  • Frische oder vorher eingeweichte Reisnudeln hinzugeben
  • Zutaten an den Rand schaufeln und in der Mitte des Woks zwei Eier zu Rührei verarbeiten; diese anschließend mit den restlichen Zutaten vermengen
  • Mit Limonensaft, braunem Zucker und Fischsauße abschmecken
  • Mit frischen Sprossen, zerstoßenen Erdnüssen und viel Koriander servieren
Kochen mit Migrationshintergrund, sozusagen.

Dabei fällt mir wieder der Türkische Ministerpräsident Erdogan ein, der letzte Woche in einer Rede in Köln gesagt hat, Assimilation wäre ein Verbrechen, und dafür von den Deutschen Medien geprügelt wurde. Ich bin ja schon froh dass es nur die Medien waren die ihn prügelten; andererseits war selbst das nicht unbedingt fair, denn er hatte völlig Recht:

Ich z.B. arbeite regelmäßig in den USA und tue sicherlich alles, um dort möglichst "integriert" aufzutreten und nicht unangenehm aufzufallen; das heißt aber noch lange nicht, dass ich die typisch Amerikanischen Werte und Gepflogenheiten alle unkritisch übernehme, im Gegenteil, das fände ich auch gar nicht anstrebenswert!

Zum einen bin ich nunmal Europäer und nicht Amerikaner, und das ist, wie man in Berlin sagt, auch gut so; zum anderen ist es in so einer beruflichen Situation ja gerade mein Mehrwert, nicht so zu sein wie alle anderen, sondern vielleicht noch einen anderen Ansatz oder eine andere Perspektive mitzubringen!

Insofern gilt wie immer schon: Mut zur Vielfalt! Würden die hiesigen Migranten das Maximum an "Assimilation" erreichen was sich manche zu wünschen scheinen, so hätten wir auch viel weniger zu Lachen, wie z.B. heute über die Lebensmittels zum Ermäßigten Sat in meinem Asia-Shop!

Mittwoch, 13. Februar 2008

Leistungsabfall

Ja, liebe Leser, ich weiß auch dass meine Beitragsfrequenz schon mal höher war. Danke, dass ihr mich alle daran erinnert. :-)

Mir und Luise geht es gut, die Elternzeit läuft weiterhin super, keine Sorge; dass ich momentan weniger Beiträge schreibe als zuvor hat andere Gründe:

Zum einen habe ich mit 100 Beiträgen schon so einiges beleuchtet, und mir fallen momentan nicht ständig neue Themen ein.

Zum anderen arbeitet Luises Mama momentan fast nur nachts und an Wochenenden - das heißt, ich bin tagsüber nicht mit Luise allein und kann darüber berichten; außerdem ist dadurch mein Kommunikationsbedürfnis größtenteils befriedigt, so dass es mich weniger zum Bloggen treibt als in Zeiten, wo die Tastatur mein einziger Freund war.

Aber freut euch nicht zu früh - ich bin sicher: Irgendwann packt's mich wieder!

Freitag, 8. Februar 2008

Anarchistische Ambivalenz

Ich möchte mich outen:

Ja, ich kaufe gerne Öko-Produkte im Bioladen; ich war allerdings auch schon im Kreuzberger McDonalds!

Ja, ich wollte unbedingt politisch korrekte Bauklötze - wir haben jetzt aber auch einen Ravensburger Ministeps Würfel (natürlich gebraucht über eBay) !

Nicht jeder findet dieses Spielzeug gut, manche finden ihn unheimlich - aber Luise steht voll auf das Teil (bitte Ton einschalten):

Mittwoch, 6. Februar 2008

weiß nix neues

Gerne würde ich mal wieder einen ausführlicheren Beitrag schreiben, aber ich bin zur Zeit nicht so richtig inspiriert - und es ist auch einfach nichts besonderes los:

Gestern waren ich und Luise wieder in der englischsprachigen Grabbelgruppe, gleich gehen wir mit einem Mitglied der Geschäftsleitung der Firma Digitalklang essen, Donnerstag trifft sich die Pikler-Gruppe, Freitag treffe ich mich vielleicht mit Pacman, Samstag dann wieder private Grabbelgruppe.

Ansonsten gilt hier same shit, different day.

Samstag, 2. Februar 2008

... wirklich immer wieder

Wenn sich
  • Türkische Teenager
  • studentisches Szenepublikum
  • ältere Schwule
  • Touristenpärchen
  • linkslastige Politaktivisten und
  • bloggende berufstätige Väter in Elternzeit in Begleitung ihrer Mutter
im selben Café treffen und dort von einer transsexuellen Servicekraft gleichermaßen schlecht bedient werden - auch dann ist man höchstwahrscheinlich in Kreuzberg!

(so gesehen heute abend im LUZIA)